Podiumsdiskussion beim ersten Wirtschaftsgespräch


Kreis Höxter(WB). »Wir werden älter, weniger und bunter«: Mit diesem prägnanten Satz bringt Jürgen Spier, Vorstandsvorsitzender der Wirtschaftsinitiative im Kreis Höxter (WIH), die schwierigen Rahmenbedingungen auf den Punkt, unter denen es gilt, Fachkräfte für die Region zu sichern.

Dieses zentrale Anliegen stand im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion beim ersten Wirtschaftsgespräch der WIH auf dem Bilster Berg. Für den Auftakt dieser Veranstaltungsreihe hat der Verein einen prominenten Hauptredner, FDP-Chef Christian Lindner, gewinnen können (Bericht vom 11. März).

Der Gast aus Düsseldorf beteiligte sich nach seinem ambitionierten Vortrag an der Podiumsdiskussion, die die Probleme im ländlichen Raum offenlegte und Forderungen etwa nach Deregulierung und Bürokratieabbau nachvollziehbar machte. »Wir haben keine Ermessensspielräume mehr«, führte Landrat Friedhelm Spieker vor Augen, wie eng das Korsett aus Verordnungen inzwischen geworden ist.

»Für uns ist neben dem Breitbandausbau auch die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur ein wichtiger Faktor«, betonte Meinolf Gockel, Unternehmer aus Warburg (Stahl, Handwerks- und Industriebedarf). »Es kann nicht sein, dass ich aus Steinheim eine Stunde bis zur nächsten Autobahn brauche.« Er würde sich wünschen, dass die Bundesstraße, die durch den Kreis Höxter führt, vierspurig ausgebaut sei. Ideal sei eine Autobahn. Warburgs Stadtoberhaupt und Sprecher der Bürgermeister im Kreis Höxter, Michael Stickeln, nahm den Ball auf: »Wenn die Rahmenbedingungen in Richtung Verkehrsinfrastruktur und Breitbandausbau richtig gesetzt sind, geht unsere Region einer glanzvollen Zukunft entgegen.« Der ländliche Raum verdiene aus Düsseldorf Unterstützung statt Vernachlässigung. Denn: »Wir haben eine Wirtschaftskraft, die NRW gut tut.«

Um für sie die Fachkräfte zu sichern, waren sich die Podiumsteilnehmer mit dem prominenten Gastredner in der Forderung einig, dass die Berufskollegs gestärkt werden müssen. Michael Urhahne, Schulleiter des Berufskollegs Kreis Höxter, hielt ebenso wie Christian Lindner ein Plädoyer für die duale Ausbildung. Urhahne: »Ich würde mir mehr Spielräume wünschen.«

Im Hinblick auf die akademische Bildung forderte Reinhard Spieß, Geschäftsführer der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge (KHWE), eine medizinische Fakultät in Bielefeld. »Wir brauchen Mediziner nicht nur in den Ballungsräumen.« Und: »Wir müssen mehr Mediziner ausbilden«, unterstrich Spieß mit Verweis auf die steigende Zahl multimorbider Patienten.

Der Fachkräftemangel hat – wie in der Diskussion deutlich wurde – viele Gesichter. Diesem wichtigen Thema verschreibt sich die Wirtschaftsinitiative im Kreis Höxter seit fünf Jahren. »Wir entwickeln bedarfsgerechte Maßnahmen im Kontext der Fachkräftesicherung und setzen diese zielorientiert um«, berichtet Vorstandsvorsitzender Jürgen Spier (Geschäftsführender Gesellschafter des Spier-Fahrzeugwerks Steinheim). Der gemeinnützige Verein mit derzeit 64 Mitgliedern besteht aus einem Netzwerk von Handwerks- und Industriebetrieben verschiedener Branchen, Dienstleistern, Schulen, Kommunen, Kammern und Verbänden.

Die WIH repräsentiert eine Wirtschaftsregion, die Jürgen Spier mit interessanten Zahlen vorstellte: »Im Kreis Höxter gibt es etwa 6100 Unternehmen, von denen der weitaus größte Anteil mit zirka 88 Prozent bis zu zehn Mitarbeiter beschäftigt. 17 Unternehmen weisen mehr als 250 Mitarbeiter auf. Von den etwa 42 200 sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern sind in der Rangfolge 17 500 in Dienstleistungsberufen tätig, 15 300 im produzierenden Gewerbe, 9000 im Handel, Gastgewerbe und Verkehr und 400 in der Land- und Forstwirtschaft.«